Vorwort

Immer mehr Katzenbesitzer möchten ihren Katzen den gesicherten Freigang ermöglichen. Sei es in einem ein- und ausbruchgesicherten Garten, oder beim Spaziergang an der Leine in der Natur. Passieren jedoch unvorhergesehene Dinge, sind die Besitzer am anderen Ende der Leine, oftmals überfordert. Häufig hat man auch falsche Vorstellungen vom Leinengang, ohne sich der möglichen Risiken und Gefahren für das Tier bewusst zu sein. In diesem Buch möchte ich den Leinengang näher erklären, über Risiken aufklären und auf die Gefahren im Freien aufmerksam machen.

Ich bin seit vielen Jahren Katzenliebhaberin und halte selbst mehrere Bengalkatzen. Mit meiner Katze Amy bin ich oft unterwegs, in städtischer Umgebung, in der Natur, oftmals fahren wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Amy genießt es allein mit mir unterwegs zu sein, während die anderen Katzen Zuhause bleiben.

Der Leinengang und das Unterwegs sein, ist für sie eine schöne Abwechslung. Ich wünsche Euch viel Freude beim Lesen und hoffe, dass meine Tipps wertvoll und von Nutzen für Euch sind. Bitte nehmt sie Euch entsprechend zu Herzen.

“Auf leisen Pfoten kommen sie wie Boten der Stille, und sacht, ganz sacht, schleichen sie in unser Herz und besetzen es für immer mit aller Macht.” – Eleonore Gualdi

Überlegungen zum Leinengang

Zunächst sollte man überlegen, ob die eigene Katze auch für den Leinengang geeignet ist. Wie reagiert sie auf fremde Menschen, oder andere Tiere? Eine Katze, die Angst vor Fremden, oder Hunden hat, schreckhaft und scheu ist, ist eher ungeeignet. Optimalerweise sollte Eure Katze keine Angst vor Neuem haben, auch das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln sollte kein Problem für sie sein. Möchte man mit der Katze weitere Strecken zurücklegen, muss man bedenken, dass Katzen anders als Hunde – keinen Gehorsam lernen. Sie sind vielmehr selbstbestimmt und auch eigenwillig. Dies muss man schlichtweg akzeptieren.

Das Vertrauen zwischen der Katze und ihrem Menschen ist entscheidend, damit sie auf ihn hört und ihm folgt. Ein bewährtes Mittel, um Vertrauen aufzubauen und Eure Katze auch an das Geschirr zu gewöhnen, ist Klicker Training. Auf das Geschirr komme ich später noch einmal detaillierter zurück, – zunächst geht es um die Vor- und Nachteile des Leinengangs.

Vorteile des Leinengangs

Der Leinengang bietet Wohnungskatzen die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln, aber auch neue Gerüche wahrzunehmen, was in der Wohnung nur schwer möglich ist. Sie können die Natur erkunden, andere Tiere beobachten und gewinnen neue Eindrücke. Besonders für Katzen, in verkehrsreicher, unfallgefährdeter Umgebung, oder solche, die aus gesundheitlichen Gründen, wie regelmäßig erforderliche Medikamentengabe, Handicap, wie Taubheit, oder Blindheit, keinen ungesicherten Freigang haben können, ist der Leinengang eine gute Alternative.

Katzen haben einen sehr ausgeprägten Geruchssinn und nehmen viele Düfte wahr, die uns Menschen entgehen. Auch ihre Tasthaare sind wichtige Werkzeuge, besonders in der Dunkelheit, wenn sie auf die Jagd gehen. Die Ohrenstellung der Katze verrät uns viel über ihr Wohlbefinden. Dreht sie die Ohren nach hinten, ist dies ein Zeichen von Stress. In solchen Momenten sollte man der Katze die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen, zum Beispiel in eine Transportbox, oder auch in einen Transportrucksack.

Nachteile des Leinengangs

Es gibt jedoch auch Nachteile. Eine Katze kann durch den Leinengang einen starken Drang nach draußen entwickeln und Spaziergänge regelmäßig einfordern. Dieses Verhalten kann zu Unsauberkeit in der Wohnung führen oder dazu, dass die Katze an der Tür kratzt, oder laut miaut. Wenn dieser Drang einmal vorhanden ist, lässt er sich nur schwer wieder abstellen.

Besitzer sollten sich der möglichen negativen Folgen bewusst sein. Wenn diese auftreten, muss man in Folge regelmäßig mit der Katze spazieren gehen, oder man verzichtet gänzlich auf den Leinengang. Jede Katze ist individuell, und ihr Verhalten kann daher unterschiedlich ausfallen.

Das richtige Katzengeschirr

Ein gutsitzendes Katzengeschirr ist das A und O für den sicheren Leinengang. Nicht jedes Geschirr eignet sich für Katzen. Es sollte eng genug sitzen, um zu verhindern, dass sich die Katze bei Angst oder plötzlichen Bewegungen herauswindet. Geschirre, die nur aus einem Halsband und einer kurzen Bauchschlaufe bestehen, sind weniger geeignet, da sie nicht ausreichend Halt bieten und die Katze leicht entkommen kann. Ein Geschirr in H-Form, oder speziell für Katzen entwickelte Modelle, sind die bessere Wahl, da sie sicherer sitzen und mehr Kontrolle bieten. Besonders Geschirre, die nur um den Hals gebunden werden, wie es für kleine Hunde oft üblich ist, können für Katzen unangenehm sein und sogar zu Verletzungen führen. Katzen reagieren empfindlicher auf Druck im Halsbereich als Hunde, und solche Geschirre schränken ihre Bewegungsfreiheit ein.

Bei der Wahl der Leine sind Flexleinen weniger zu empfehlen. Die automatische Rückholfunktion kann zur Gefahr werden, wenn sich die dünne Schnur um die Pfoten oder den Körper der Katze wickelt. Stattdessen sind Schleppleinen von fünf bis zehn Metern Länge eine bessere Option, da sie der Katze mehr Freiheit bieten, ohne das Risiko, sich zu verheddern.

Es gibt auch Hersteller, die maßgeschneiderte Katzengeschirre anbieten, wie beispielsweise Aladins Tierparadies (Deutschland) oder Mynwood Cat Jacket (England). Solche Spezialgeschirre bieten zusätzlichen Komfort und Sicherheit.

Ich nutze die Katzengeschirre von Katzengeschirre Damman aus der Schweiz.

Übung zu Hause

Erster Schritt:
Wenn man für sich und die Katze das richtige Geschirr ausgesucht hat, ist es an der Zeit, die Katze daran zu gewöhnen. Wichtig ist, dass man nicht sofort versucht, das Geschirr anzulegen. Die Katze sollte es zunächst kennenlernen. Man lässt sie daran schnuppern und legt das Geschirr zum Beispiel an ihren Schlafplatz. Es ist auch sinnvoll, das Geschirr ein paar Tage an ihrem Lieblingsplatz liegen zu lassen, damit es vertraut wird.

Nun kommt der Klicker ins Spiel. Man legt das Geschirr auf den Boden und gibt Leckerlis hinein. Jedes Mal, wenn die Katze ein Leckerli nimmt, klickt man mit dem Klicker. So assoziiert sie das Geschirr mit etwas Positivem. Diese Übung kann man über zwei bis drei Tage hinweg wiederholen. Es ist wichtig, die Katze nicht zu überfordern. Gebt ihr die Zeit, die sie braucht, um sich daran zu gewöhnen.

Zweiter Schritt:
In dieser Übung beginnt man damit, der Katze das Geschirr locker auf den Rücken zu legen oder es, je nach Geschirrtyp, ganz leicht anzulegen, ohne es festzuziehen. Eine Katze empfindet das Geschirr zunächst als Fremdkörper. Sie wird sich wahrscheinlich hinlegen und versuchen, es loszuwerden, was ganz normal ist. Um sie davon abzulenken, nutzt man erneut den Klicker und die Leckerlis. So kann die Katze positiv auf das Tragen des Geschirrs reagieren. Auch diese Übung sollte über mehrere Tage hinweg durchgeführt werden, bevor man daran denkt, nach draußen zu gehen. Achtet darauf, das Tier nicht zu überfordern – zehn Minuten pro Trainingseinheit sind völlig ausreichend.

Dritter Schritt:
Wenn die Katze das Geschirr besser akzeptiert, kann man es nun richtig anlegen, so dass es sicher und gut sitzt. Nutzt wieder den Klicker, um die Katze abzulenken, falls sie versucht, sich das Geschirr vom Körper zu streifen, oder sich hinzulegen. Nun ist es Zeit, mit der Katze in der Wohnung spazieren zu gehen, damit sie das Geschirr in einer vertrauten Umgebung tragen kann. Auch hier ist es wichtig, dass sie sich in ihrem geschützten Bereich sicher fühlt. Diese Übung sollte einige Tage lang in der Wohnung wiederholt werden. Dabei kann man auch die Leine einführen und die Katze mit ihr in der Wohnung laufen lassen.

Vierter Schritt:
Bevor ihr nach draußen geht, zieht der Katze das Geschirr zu Hause an. Es ist ratsam, eine Transportbox mitzunehmen, damit die Katze sich bei Angst zurückziehen kann. Sucht euch einen ruhigen Ort aus, wie einen Garten oder einen Park, in dem nicht viele andere Tiere unterwegs sind. Nehmt die Katze vorsichtig aus der Box, befestigt die Leine und lasst sie die Umgebung erkunden – schnuppern, sich umsehen und akklimatisieren. Wichtig ist, die Box offen zu lassen, damit sie bei Bedarf Schutz suchen kann. In den ersten Tagen sollte man nur kurze Ausflüge in die Nähe machen, damit die Katze langsam Vertrauen fasst und sich an die neue Umgebung gewöhnt.

Zu all diesen Schritten kann man auch spielerisch mit der Katze arbeiten, zum Beispiel mit einer Spielangel, um das Training abwechslungsreicher und angenehmer zu gestalten.

Spazieren gehen mit der Katze

Wenn man zu Hause gründlich geübt hat, kann man mit der Katze auch weitere Spaziergänge unternehmen. Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Katze nicht wie ein Hund sofort folgt. Lasst eure Katze die Umgebung erkunden, indem sie Gerüche wahrnimmt, und gebt ihr Zeit, sich hinzusetzen oder hinzulegen, wenn sie das möchte. Für eine Katze ist es etwas Neues, draußen zu sein, und sie braucht Zeit, um die Umgebung kennenzulernen.

Während des Spaziergangs kann man auf andere Menschen oder Hunde treffen. Achtet darauf, die Katze immer im Blick zu behalten, denn manche Menschen könnten sie streicheln wollen, während andere vielleicht eher Respekt oder Angst vor ihr haben. Ihr entscheidet selbst, ob die Katze von Fremden angefasst werden darf oder nicht.

Was tun, wenn man auf Hunde trifft

Es ist fast unmöglich, einen Spaziergang ohne Hundebegegnungen zu machen, da Hunde oft im Freien unterwegs sind, sei es angeleint oder nicht. Daher ist es ratsam, die Transportbox der Katze mitzunehmen. Es gibt verschiedene Arten von Transportboxen, zum Beispiel in Rucksackform oder als fahrbaren Buggy. Ich selbst nutze einen Buggy, um meine Katze zu transportieren. Vor den Spaziergängen könnt ihr die Route erkunden, um zu sehen, wie viele Hundehalter unterwegs sind.

Wenn eure Katze sich an den Spazierweg gewöhnt hat, könnt ihr mit der Zeit möglicherweise auf die Transportbox verzichten. Falls ihr einem Hund begegnet, ist es am besten, die Katze auf den Arm zu nehmen und euch von dem Hund abzuwenden, sodass der Hund die Katze nicht sieht. Das hilft, Spannungen zu vermeiden und der Katze Sicherheit zu geben.

Gefahren draußen

Auch beim Spazierengehen gibt es neben der Begegnung mit Hunden weitere Gefahren, auf die man achten sollte:

  • Glassplitter: Diese können Schnittwunden an den empfindlichen Pfoten der Katze verursachen. Achtet daher stets darauf, wo ihr entlanggeht, und meidet solche Stellen.
  • Hundekot: Dieser kann Bakterien und Parasiten enthalten, die für Katzen gefährlich sind.
  • Fuchskot: Besonders bedenklich, da er den Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) übertragen kann, der für Katzen und auch Menschen eine ernste Gesundheitsgefahr darstellt.
  • Giftköder auch können Katzen diese fressen unterwegs!

Um diese Risiken zu minimieren, achtet darauf, dass die Katze nicht an Kot riecht oder leckt. Ein praktischer Tipp: Nehmt immer Hundekotbeutel mit, um im Notfall Kot aufzusammeln und im nächsten Abfalleimer zu entsorgen. So hilft man auch anderen Spaziergängern, die ohne Hund oder Katze unterwegs sind.

Eine Katze mit auf Wanderungen nehmen

Wanderungen sind eine schöne Aktivität, aber Katzen sind nicht dafür geeignet, große Strecken wie ein Hund zurückzulegen. Daher sollten Wanderungen mit der Katze gut geplant sein. Wichtig ist zu überlegen, wie das Tier transportiert werden kann, wenn es müde wird. Persönlich würde ich von Wanderungen mit der Katze abraten, da es sowohl für den Besitzer als auch für die Katze stressig werden kann.

Wichtige Punkte bei der Planung einer Wanderung mit Katze:

  • Transportbox oder Rucksack mitnehmen
  • Strecke vorher sorgfältig planen
  • Regelmäßige Pausen für Mensch und Tier
  • Futter und Wasser mitnehmen
  • Eine realistische Rückkehrzeit einplanen
  • Übernachtungsmöglichkeiten in Betracht ziehen, falls nötig
  • Gefahren entlang der Strecke beachten (z.B. rutschige oder enge Wege)

Steile oder enge Wege mit steilem Abhang sollten vermieden werden, da Katzen auf unebenem oder steinigem Untergrund leicht abrutschen können. Auch ihr als Besitzer könnt ausrutschen, besonders bei nassem Wetter, was das Risiko erhöht. Solche Wanderungen sind gefährlich und für eine Katze ungeeignet. Es ist sicherer, in der Umgebung einen schönen Ort zu suchen, wie einen nahen Wald, oder einen ruhigen Park, um mit der Katze spazieren zu gehen.

Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Wenn man mit der Katze im öffentlichen Verkehr reist, gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. Wie bei Hunden gelten auch für Katzen Ticketpflichten, wenn sie ohne Transportbox reisen. Es ist daher ratsam, sich vor der Reise genau über die Bestimmungen zu informieren, da das Personal der Bahn dies nicht immer im Detail weiß. Falls man die Katze während der Fahrt aus der Box nehmen möchte, sollte man damit rechnen, bei einer Kontrolle möglicherweise eine Geldstrafe zu erhalten, da Tiere während der Fahrt offiziell in der Box bleiben müssen. Oft hängt es vom Goodwill des Kontrolleurs ab, ob eine Strafe verhängt wird, oder nicht. Um auf der sicheren Seite zu sein, ist es daher ratsam, die Katze in der Transportbox zu belassen.

Impfungen

Das Thema Impfungen wird oft kontrovers diskutiert. Da es sich bei Katzen, die an der Leine spazieren geführt werden, in der Regel um Wohnungskatzen handelt, reicht meist die Grundimmunisierung aus. Diese Katzen sind keine typischen Freigänger, sondern gehen nur gelegentlich nach draußen. Meine Katze Amy beispielsweise wird jedes Jahr gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche geimpft, aber das hat besondere Gründe. Generell würde ich eine jährliche Impfung jedoch nur in Betracht ziehen, wenn es wirklich notwendig ist. Das Risiko, dass eine angeleinte Katze draußen Kontakt zu anderen Katzen hat und sich ansteckt, ist eher gering.

Die Grundimmunisierung beginnt im Alter von etwa acht Wochen, wird dann mit zwölf Wochen und nach einem Jahr wiederholt. Danach kann man entscheiden, ob man die Katze alle drei Jahre impfen lässt oder die Impfungen ganz aussetzt. Im Internet gibt es zahlreiche Berichte, die darauf hinweisen, dass Impfungen oft länger als ein Jahr wirksam sind.

 

Katzengeschirre die ich empfehlen kann, sind die Damman Katzengeschirre. Sie näht sie passend auf die Körpermasse ihrer Katze.

 

Text: Iris Geisseler